Wer als freier Journalist oder freie Journalistin heute noch auf ein sicheres Einkommen über Zeilenhonorar setzt, wird sich demnächst nach einem Zusatzverdienst umsehen müssen. Dass die Lösung dieses Problems nicht nur darin bestehen muss, den Beruf als Unternehmer neu zu definieren, hat die Autorin Meike Winnemuth im Oktober 2010 erfolgreich vorgemacht:
Als Teilnehmerin bei „Wer wird Millionär“ gewann sie mit den richtigen Antworten auf 14 Fragen 500.000 € – auch so können also Erlösmodelle von Journalisten aussehen. Nicht nur für mich als Profilagentin ist ein genauerer Blick auf die freie Autorin interessant: Von Meike Winnemuth können freie Journalisten eine Menge anderer Dinge lernen, ganz besonders, was das Thema Self-Branding und Selbst-Marketing betrifft.
Dass sie sympathisch ist, wurde spätestens mit der Ausstrahlung von „Wer wird Millionär“ klar. Nicht nur, dass ihre beiden erfolgreichen Joker je 12.500 € von ihr erhalten, auch ihre natürliche und sehr schlagfertige Art hat das Publikum für sie eingenommen.
Was mir als Profilagentin allerdings sofort auffiel:
Ihre Kleidung in „Wer wird Millionär?“ stimmte nicht mit der überein, die sie an dem Tag der Aufzeichnung in ihrem Blog Das kleine Blaue zeigte:
„Das kleine Blaue“ ist nicht irgendein Kleid: Neben ihrer freiberuflichen Arbeit als Journalistin widmet Meike Winnemuth sich seit fast einem Jahr dem Experiment, 365 Tage ein und dasselbe Modell zu tragen (wobei es drei Exemplare des Kleides gibt). Sie dokumentiert ihr Projekt auf ihrem Blog. Jeden Tag ein Bild, in der Beschreibung nur kurze Nennung der Accessoires. Sehr reduziert, sehr konsequent: Großartig – und auch im Nachhinein sehenswert!
In der Sendung trug sie eine Kombination, die verblüffend genau auf die Farben der Kulisse von „Wer wird Millionär“ abgestimmt waren, was bei einer so kleidungsbewussten Frau natürlich kein Zufall war: Das Shirt in Türkis und die Strümpfe in Lila waren der perfekte Look, um sich in dieser speziellen Sendung zu präsentieren:
Die Aufklärung: Als „Überhangkandidatin“ spielte sie nach der ersten Aufzeichnung und einer Umkleidepause in einer zweiten Sendung weiter (und dort erst entstanden die offiziellen RTL-Bilder) – doch beide Fotos wurden an einem Tag aufgenommen. Umso beeindruckender, dass sie dieses zweite Outfit intuitiv schon vorab (für die Möglichkeit ihres Sieges in dieser Größenordnung) perfekt für diesen Einsatz im Koffer hatte.
Was also genau können Journalisten nun von Meike Winnemuth lernen?
1. Originalität – Sowohl die Idee, sich bei „Wer wird Millionär“ zu bewerben, als auch die Umsetzung ihres Blogs zeigen: Die Frau hat nicht nur einen guten Einfall, sondern produziert die quasi in Reihe.
2. Konsequenz – Egal wo und egal wie die Umstände sind, sie schießt ein Foto (und scheint auch nicht zu schummeln).
3. Keine Angst vorm Bloggen – Da wird nichts verschenkt. Meike Winnemuth präsentiert sich charmant und gewandt, lustig, unterhaltsam, angemessen – und zeigt ganz nebenbei, dass sie das Medium beherrscht: moderiert Kommentare, geht auf Fragen ein und ist ansprechbar präsent. Es gibt ergänzend sogar eine Facebook-Seite zum „Kleinen Blauen“
4. Biete einen Zusatznutzen. Sie inspiriert ihre Leser und setzt noch einen drauf: In der Unterrubrik ihres Blogs „Und tschüß“ trennt sie sich jeden Tag von einem Teil ihres Besitzes mit Bild und einem kurzen Kommentar, woher das Ding stammt, warum sie sich trennt und wohin es gehen wird. Sehr bestechend. Sehr persönlich, manchmal fast philosophisch. Die Kommentare zeigen: Sie stößt Gedanken und Handlungen ihrer Leser an!
5. Das Alter spielt keine Rolle. Entscheidend! Meike Winnemuth ist 50. Ein Alter, in dem in Redaktionen gerne mal an Vorruhestandslösungen gedacht wird. Auf die Idee würde bei ihr kein Mensch kommen. Sie gehört ganz eindeutig zur Sorte der neuen Fünfziger wie Tilda Swinton oder Madonna, beide ebenfalls kreativ und produktiv. Und: Sie hat den langfristig sichersten Schutz gegen fast jede Form von Alterungsprozess: ihren fabelhaften Sinn für Humor.
Meike Winnemuth ist eine sehr gute Journalistin mit eigenem Stil und hohem Unterhaltungswert. Sie nutzt ihr Blog clever, um ihren Stil, ihren zeitlosen Ideenreichtum und nebenbei auch noch ihre digitale Kompetenz zu unterstreichen – ohne dass es aufgesetzt wirkt. Chapeau!
Das „und tschüss“ bei ihr ist toll.
Moin moin und Gruß aus Hamburg,
schön auch hier über Meike Winnemuth zu lesen. Ich konnte die WWM-Folge sehen. Ihre nette und entspannte Art und die Art und Weise sich und ihr Blog zu „promoten“ kamen extrem gut an.
Ja hier zeigt sich eine Generation im Geist. Eine Generation, die das Netz kennt, nutzt und lebt. Und sich nicht davor versteckt.
Eine Generation, die kreativ die Kanäle bedient, authentisch ist und sich selbst so weiterempfiehlt.
Ich ziehe meinen Hut.
Ich hab die Sendung auch gesehen und wusste auch sofort, wer sie ist. Das können sich nämlich auch diverse Reporter bei ihr abgucken: Pointierte, unterhaltsame und einfühlsame Berichte und Reportagen schreiben. Dann bleibt man nämlich im Gedächtnis und dann klappt’s auch wieder mit dem Zeilenhonorar (vielleicht).
Schönes Beispiel zu einer gelungenen Positionierung.
Zu „Keine Angst vorm Bloggen“ gehört, für mich, aber auch keine Angst vor Persönlichkeit und Profilfotos. Ich verstehe nicht warum auf der facebook Seite von http://www.facebook.com/ProfilAgentin und DasKleineBlaue keine Profilfotos der Personen sind die hinter dem Projekt stehen.
Lesetipp zum Thema Postitionierung:
Crush It! von Gary Vaynerchuk.
http://autoschieber.net/buecher/
Für mich ist das vollkommen klar: Das Kleine Blaue ist ein Kleid und steht im Zentrum, Meike Winnemuth berichtet darüber und ist verlinkt ja auch sehr gut zu finden. Für mich als ProfilAgentin stehen die Menschen im Mittelpunkt, die ich berate – und auch ich bin durchaus auffindbar…
ich bin total begeistert von meike winnemuth und verschlinge seit jahren alles von ihr geschriebene, was ich zwischen die finger bekomme. natürlich habe ich auch die blogs täglich verfolgt. ich würde mir wünschen, auch wieder mehr artikel oder kolumnen, etc. von frau winnemuth in den sogenannten „frauenzeitschriften“ zu lesen.