How to?

Letzte Abenteuer, Relevanzkriterien und etwas Wikipedia-Glück

Als eines der letzten Abenteuer, in das sich eine Frau heute begeben kann, zählt es, Artikel für die Wikipedia zu verfassen. Nun, I did it und es war wider Erwarten überhaupt nicht abenteuerlich. Doch kurz zur Vorgeschichte:

„… Seit Mai 2001 sind 1.563.336 Artikel in deutscher Sprache entstanden.“ Über anderthalb Millionen Artikel!

Eine der größeren Künste besteht inzwischen also darin, überhaupt Themen zu finden, die noch nicht beschrieben sind.

Mangels exotischem Hobby, in dem ich Spezialwissen aufweisen könnte, tummel ich mich dort, wo ich Ahnung habe, also im Bereich Journalismus, Journalistinnen und Journalisten.

Wer sich bereits mit den vier Relevanzkriterien für Journalisten auseinander gesetzt hat, weiß, dass es nicht ganz so einfach ist, mit einem Wikipedia-Eintrag über sich glänzen zu können: Wikipedia_2.0 - Wikimedia CommonsZugelassen sind nur Chefredakteure relevanter Medien, leitende Redakteure großer überregionaler Presse in „klassischen“ Ressorts wie Politik und Wirtschaft, Sport oder Kultur, Träger eines bekannten Journalistenpreises oder – letzte Chance – Journalisten, die mindestens einen relevanten Skandal aufgedeckt haben.

Da es nach diesen Kriterien für Journalistinnen fast aussichtslos ist, namentlich in der Wikipedia aufzutauchen, sei noch erwähnt, dass auch ein Einstieg über die Relevanzkriterien für Autoren gelingen kann. Hier gibt es immerhin sieben Kriterien, allerdings geht auch hier nichts unter einem bedeutendem Literaturpreis, zwei Belletristikbänden oder vier Sachbuchtiteln.

Sehr faszinierend finde ich demgegenüber die Relevanzkriterien für E-Sportler (= Computerspieler). Hier finden sich sowohl das weichere Kriterium „besondere mediale Aufmerksamkeit“ als auch „herausragende Bedeutung … (z.B. sonstige Auszeichnungen, Alleinstellungsmerkmale)“, was für mich nach einem offenerem Optionenfeld klingt.

Den

Wikipedia-Gründer Jimmy Wales

habe ich 2009 während der re:publica im Friedrichstadtpalast gesehen und war eher irritiert, dass er – offensichtlich schlecht gebrieft, mit welcher Art Netz-affinem Publikum er es in Berlin zu tun haben dürfte – mit seinem Standard-Vortrag erklärte, was Wikipedia ist.

Als Benutzerin bin ich seit Mai 2010 dabei, habe seitdem allerdings nur sieben Beiträge ergänzt und aktualisiert. Jetzt ist die Zeit reif gewesen, wobei der sehr empfehlenswerte Artikel von Juliane LeopoldWas Wein mit Wikipedia und Frauen zu tun hat“ der letzte notwendige Anstoß in die Richtung war, meinen ersten eigenen Artikel in der Wikipedia anzulegen.

Wie kann es sein, dass es über Jochen Wegner bisher keinen Wikipedia-Eintrag gab?

Der Grund, weshalb es für mich mit meinem ersten Eintrag so wenig abenteuerlich verlief, liegt sicher auch darin, dass ich mit Jochen Wegner – nach Wolfgang Blau jetzt Chefredakteur von ZEIT-Online – zufällig jemanden ohne Eintrag gefunden hatte, der ohne jeden Zweifel seit Jahren die Relevanzkriterien erfüllte: die Gründe sind jetzt in der Wikipedia nachzulesen. Umso seltsamer, dass dieser Artikel bisher nicht existierte: Für mich eine erstklassige Gelegenheit, mir Wissen über das Anlegen von Personen-Artikeln in der Wikipedia zuzulegen.

Jochen Wegner – Wikipedia-1

Jochen Wegner – Wikipedia-2

Das Fakten zusammentragen und verlinken ist im Prinzip nicht anders als beim Bloggen, die Verweise innerhalb der Wikipedia auf bereits vorhandene Artikel ist sogar noch einfacher, die Struktur ist bekannt und gelernt. Enzyklopädisch zu schreiben, so dass der persönliche Stil nicht herauszulesen ist, war eine neue Erfahrung. Von der Recherche bis zum fertigen Artikel war es schon aufwändig, was aber auch mit meiner Art der intensiven Verlinkung zu tun hat und dass ich mich gerne in den gefundenen Links vertiefend festlese…

Der fertige Artikel wurde leicht skurril vom Twitterbot @Artikelgeburt verkündet:

Die Geburtsschmerzen sind ja nun ausgeblieben und es wird sich bestimmt  jemand finden, der dem Artikel beim Wachsen hilft.

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Worauf ich mich jetzt schon besonders freue, ist der Themenabend „Wein, Wiki & Digital Media Women„, den ich für die Digital Media Women im Juni in Hamburg auf die Beine stelle – wenn alles wie geplant klappt – zusammen mit Wikimedia-Deutschland und Juliane Leopold!

Edit 24. Mai 2013: Save the Date: Am 19. Juni ist es soweit, Blogpost folgt!

 

2 Kommentare Neues Kommentar hinzufügen

  1. Netzkram – Altbekanntes und erfrischend Anderes | der presseschauer sagt:

    […] in jüngster Zeit, war vom mir selbst induziert, aber dennoch nicht uninteressant. Jochen Wegner, der neue Chefredakteur von Zeit Online hatte, eine kurze Stellungnahme im Hausblog der Zeit veröffentlicht: „Bitte zitieren Sie uns […]

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